Reisen und Freizeit

Reisen mit gutem Gewissen

Nachhaltigkeit. So schön Trips in ferne Länder sind, so sehr belasten sie die Umwelt. Reisende können selbst sehr viel beitragen, den Impact auf das Weltklima so gering wie möglich zu halten. Die besten Tipps.

Die einen Reisenden stehen vor dem berühmten Mont-Saint- Michel an der französischen Atlantikküste und können sich leichten Herzens über ihren Urlaub freuen; andere hingegen sollten ein schlechtes Gewissen haben und sich (flug)schämen. Reisen ist nicht gleich Reisen – im Sinne der Nachhaltigkeit und Umweltbelastung für unseren Planeten. Hier macht die Wahl des Verkehrsmittels den ganz großen Unterschied.

Vergleicht man die einzelnen Fortbewegungsarten, schneiden Reise- bzw. Fernbusse und die Bahn am besten ab: Sie verursachen die geringsten Treibhausgas-Emissionen (CO2, Methan u.a.). Konkret: 36 bzw. 38 Gramm pro Person und zurückgelegtem Kilometer. Wesentlich schlechter fällt die Bilanz bei Autoreisen (140 Gramm) sowie im Flugzeug aus (214 Gramm; Quelle: Deutsches Umweltbundesamt).

ARBÖ-Partner Retter-Reisen ist nicht nur Spezialist für umweltfreundliche Bus-Gruppenreisen, sondern lässt zusätzlich einige Trips mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifizieren. Diese Touren führen 2023 etwa nach Slowenien (Tulpenblüte bzw. Wellness) sowie zum Radwandern ins Waldviertel und erfüllen die strengsten Richtlinien, u.a. Reisebusse mit der Abgasklasse EURO 6 (alle Retter-Busse entsprechen diesem neuesten Standard). Darüber hinaus müssen im Reiseunternehmen selbst weitreichende NachhaltigkeitsMaßnahmen umgesetzt werden.

Bahnfahren ist immer ökologischer als fliegen – sogar wenn der Reisezug von einer Diesel-Lok gezogen wird. Die neuen Nachtzugverbindungen der ÖBB machen Bahnreisen innerhalb Europas komfortabel: Nur einmal schlafen – und schon ist man da (www.nightjet.at). Zugreisen in die weitere Ferne hingegen sind aufgrund mangelnder Vernetzung der nationalen Bahngesellschaften schwierig zu buchen. Hier sorgt Traivelling für Abhilfe (www.traivelling.at): Das klimafreundliche Spezialreisebüro wurde 2019 gegründet und ist aktuell dabei, eine innovative Gateway-Technologie mit eigenen Algorithmen, Datenbanken und Schnittstellen für wesentlich einfachere Buchungsvorgänge zu erstellen. Die Onlineplattform soll Anfang 2023 an den Start gehen.

Wenn fliegen, dann kompensieren. Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Ein Flug von Österreich auf die Malediven und zurück verursacht einen Klima-Impact von 3875 Kilogramm CO2 pro Person. Zum Vergleich: Ein Mittelklassewagen erreicht diesen Impact nach rund 23.000 Kilometern. Allerdings beträgt das klimaverträgliche Jahresbudget eines jeden Menschen nur 1500 Kilogramm CO2. Unter diesen Vorzeichen sollten wir auf Flüge völlig verzichten!

Die zweitbeste Alternative ist, die schädlichen Treibhausgase mittels Kauf von Klimazertifikaten bestmöglich auszugleichen. Die Emissionen können so zwar nicht gebunden oder ungeschehen gemacht werden, zumindest aber vermag dieser „Ablasshandel“ an anderer Stelle dieser Erde CO2 einzusparen, indem künftige Emissionen aus fossilen Energieträgern verhindert werden.

Gute Klimaschutzprojekte (am besten sind jene mit CDM Gold-Zertifikat) investieren in erneuerbare Energien und fördern gleichzeitig die nachhaltige Entwicklung am Projektstandort. Wald(schutz)projekte und Aufforstungen hingegen sind umstritten, da hier die CO2-Bindung wegen Schädlingsbefall, Heuschrecken, Waldbrand, illegaler Abholzung etc. nicht gesichert ist. Empfehlenswerte Kompensations-Organisationen sind atmosfair.de,MyClimate.org, die BOKU Kompetenzstelle für Klimaneutralität der Wiener Uni für Bodenkultur (klimaneutralität.boku.ac.at) sowie regionale Projekte wie etwa der HumusAufbau der steirischen Modell-ÖkoRegion Kaindorf (www.humusplus.at). Übrigens: Die Kompensationskosten für einen Malediven-Flug (und retour) betragen 90 Euro.

Ein paar wenige Veranstalter kalkulieren die CO2-Kompensation gleich im Reisepreis mit ein: so etwa Kneissl Touristik oder der Outdoor-Veranstalter ASI Alpinschule Innsbruck. Weitere sind auf www.atmosfair.de/de/gruenreisen/klimafreundliche_reiseveranstalter zu finden (österreichische und deutsche).

Fernreisen mit Verantwortung. Die TUI Care Foundation setzt auf das Potenzial des Tourismus für eine nachhaltige Entwicklung in den bereisten Destinationen. Die Stiftung operiert weltweit und unterstützt gemeinsam mit Urlaubern konkrete Projekte: etwa eine Zero Waste-Initiative gegen Plastikmüll auf der Karibikinsel Curaçao, ein Schutzprogramm für Meeresschildkröten auf den Kapverden oder das Projekt Pikala in Marrakesch (Marokko) für umweltfreundliche Fahrrad-Sightseeingtouren (www.tuicarefoundation.com).

Green Pearls® ist eine internationale Plattform für nachhaltiges Reisen sowie umweltverträglichen Urlaub ohne Verzicht (www.greenpearls.com). Vertreten sind über 90 handverlesene Pioniere des sanften Tourismus weltweit: Hotels, Ferienanlagen und Destinationen von Österreich bis Peru, von Südtirol bis Thailand. Transparenz für den Gast steht im Fokus.

Das deutsche Forum anders Reisen e.V. ist ein Zusammenschluss von rund 130 Reiseunternehmen und Veranstaltern für nachhaltigen Tourismus im DACHRaum, ihre ausgewählten Angebote sind im Katalog „Reiseperlen“ zu finden (https://forumandersreisen.de). Eine gute Orientierungshilfe liefert auch das Label „TourCert“ (www.tourcert.org). Wer einem solcherart zertifizierten Veranstalter sein Vertrauen schenkt, kann mit ziemlich reinem Gewissen die Welt entdecken.