Tests

Vor wenigen Wochen gab Ford bekannt, den Fiesta nach 47 Jahren Bauzeit einzustellen. Somit verlässt – nach dem Transit – der längstdienende Name der Marke die Bühne. Der Grund? Ford benötigt in Köln die Kapazitäten für die bevorstehende Elektrooffensive. Wir sehen das etwas anders: Die Gewinnmargen der Hersteller sind bei den Kleinwagen verschwindend gering geworden. Zum einen ist die Motorentechnik samt Abgasreinigung massiv teurer geworden, zum anderen kosten die zahlreichen, gesetzlich vorgeschriebenen Assistenzsysteme richtig Geld. Viele Hersteller ziehen sich deshalb aus Mehrkosten doch in den höheren Klassen besser einspielen. Nicht nur bei Ford passiert das, auch Audi (A1, Q2) und Mercedes (die A-Klasse wird keinen Nachfolger bekommen) seien hier exemplarisch genannt, weitere werden folgen. Die positive Seite: Man kann noch bis nächstes Jahr den besten Fiesta aller Zeiten kaufen. Wir sind die geliftete Mildhybrid-Version gefahren. Der Dreizylinder-Turbo mit 125 PS ist Dr. Jekyll und Mr. Hyde in Personalunion. Beim defensiven Gleiten im Verkehr ähneln seine Verbrauchswerte jenen, die früher Dieselmodellen gut gestanden wären. Man kann mit ihm aber andererseits auch überraschenden Spaß im kurvigen Geläuf im Hinterland haben. Also dort, wo dem Fiesta die ford-typischen Fahrwerkstalente und die direkte Lenkung besonders zupasskommen.

An einen Kleinwagen denkt man am Fahrersitz ohnehin nicht. Er fühlt sich absolut solide an, fährt auf der Autobahn leise wie ein Großer, sodass man sich fragt, warum man eigentlich nur von Riesen-SUV umgeben ist. Auch hinten sitzt man durchaus menschenwürdig, für die große Italienreise sollte man dennoch ein bissl Leidensfähigkeit mitbringen. Der Kofferraum ist im Klassenschnitt und hat noch für jeden Wochenendeinkauf gereicht. Auch ein Fahrrad war drinnen, für das aber die Rückbank umgeklappt und das Vorderrad ausgebaut war.

Man sieht: Verzicht gab es auch ob der soliden Ausstattung nirgends. Lediglich die Bestätigung, dass Größe nicht immer alles ist.

- CJ

Ford Fiesta 1,0 - EUR 24.200,–

ARBÖ-Fazit:

Plus: Kompetentestes Fahrwerk in seiner Klasse, selbsterklärende Bedienung, toller Motor.
Minus: Läuft kommendes Jahr – wie Galaxy – aus.