Tests

Nissan Qashqai

Leisetreter

Das japanische Bestseller-SUV startet mit ePower-Antrieb zum Freie-Fahrt-Dauertest – und das ausgesprochen sanft, sparsam und unauffällig.


An Hybrid-Antriebsarten gibt es mittlerweile schon einige: echte Vollhybride, Plug-inHybride mit Stecker und 48-V-Mildhybride. Nissan bringt mit seinem ePower-Antrieb – einem seriellen Vollhybrid – einen neuen interessanten Ansatz: Benzin tanken und mit Strom fahren – klar soweit?

Wir nehmen uns den Nissan Qashqai (Importeur Astara Mobility Austria) mit besagtem ePower-Antrieb für einen Halbjahrestest zur Brust und wollen wissen, was er taugt. Gleich vorweg: Der Mehrpreis für die ePower-Variante ist nicht ohne: Startet der 140-PS-Mildhybrid bei €33.954,– (Visia), so beginnt der ePower-Einstieg erst bei € 46.097,– (Acenta), bessere Ausstattungen liegen über der Fünfzigtausender-Marke.

So funktioniert’s: Beim ePowerQashqai arbeitet ein Dreizylinder-Benziner, der ausschließlich einen Generator antreibt, der wiederum Strom in eine Batterie (2,1 kWh) lädt. Und diese liefert ihren Strom weiter an einen Elektromotor, der die Räder antreibt. Das System kommt ohne Getriebe aus und so kann man den Verbrenner besser auf Effizienz (weil fixe Drehzahlen) abstimmen. Das bedeutet: Der Antrieb der Räder erfolgt ausschließlich elektrisch und somit ist das Fahrgefühl jenem eines echten EAutos quasi ebenbürtig. Das ist im Grunde einzigartig, nur Honda und auch Mazda mit seinem Wankel-Range-Extender bieten hier ansatzweise ähnliche Systeme an.

Sanft. Zurück zum Qashqai: Natürlich ist der ePower kein Elektroauto, getankt wird Benzin. Nissan sieht dieses System als Brückentechnologie für jene, die gerne elektrisch fahren würden, jedoch keine Lademöglichkeit haben oder sich den Ladestress nicht antun wollen. Und dieses seidenweiche E-Fahrgefühl hat was! In der Stadt rollt man komfortabel und angenehm. An das lautlose und spontane Losfahren gewöhnt man sich sofort und möchte es nicht mehr missen. Der Dreizylinder meldet sich lediglich ab und zu durch zartes Schnurren zu Wort und verrät, dass die Batterie gerade wieder kurz nachgeladen wird.

Stichwort E-Feeling: Auch One-PedalFahren mit erhöhter Rekuperation ist möglich, was das Bremsen nahezu überflüssig macht. Die Stärke der Stromrückgewinnung ist manuell wählbar, sprich in „B“-Stellung stärker, im Eco-Modus segelt der Nissan sogar. Im EV-Modus gehen sich einige Kilometer auch rein elektrisch aus.

Cruiser. In Summe fährt sich der ePower-Qashqai äußerst gelassen, was perfekt zum ausgeglichenen Wesen des Kompakt-SUV passt. Er ist aber alles andere als ein Langeweiler. Bei Bedarf kann er auch kräftig zupacken und spontan Leistung (190 PS) liefern. An Bord freut man sich über eine exzellente Geräuschdämmung, sicheres Fahrverhalten und rätselfreie Bedienung mit echten Tasten für Heizung/Lüftung. Bei ersten Überlandfahrten dauerte es anfangs, bis man das tief verinnerlichte „TempoGasfuß-Drehzahl“-Gefühl zurückgewinnt, da der Verbrenner durch seinen konstanten Lauf keine Drehzahländerung erkennen lässt und der Nissan extrem leise dahinrollt.

Erstes Resümee: Der ePower ist zwar kein Verbrauchswunder, hat aber großes Sparpotenzial. Wer mit sanftem Gasfuß fährt, kann im Schnitt unter fünf Liter kommen. Unser Langzeitwert steht derzeit bei 6,2 l/100 km, bei einem ausgeglichenen Mix aus Stadt, Land, Autobahn und Langstrecke. Steuerlich interessant ist die Gesamtleistung von 190 PS, während die motorbezogene Versicherungssteuer aber nur für die 156 PS des Verbrenners fällig ist.

-ME

Nissan Qashqai ePower  - EUR 46.097,–

Motor: Elektro, R3-Turbobenziner 1477–1497 ccm
Leistung Benzinmotor: 140 kW/190 PS
Drehmoment: 330 Nm (E-Motor)
Antrieb: Frontantrieb
L/B/H: 4425/1835/1625 mm
Eigen-/Gesamtgewicht: 1699–1803/2180 kg
CO2-Emission: 120–122 g/km
Testverbrauch: 6,2 l/100 km
MVEG-Verbrauch komb.: 5,3–5,4 l/100 km
Anhängelast ungebr./gebr.:      750/750 kg
0–100 km/h; Spitze: 7,9 s; 170 km/h
Kofferraumvolumen:      455–1415 l

ARBÖ-Fazit:

Plus: Seidenweiches, angenehmes Fahrgefühl, kräftiger Motor, sparsam.
Minus: Als ePower kein Allrad (Ausnahme X-Trail), sperrige Gepäckraumabdeckung, hoher Preis.